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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 362

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 362 — ober durch Villenbau in irgendeiner Kolonie sich das Familienhaus retten und seinen Geschmack, wenn er welchen hat, oder den seines Architekten daran erweisen. So entstanden auch schon vor Jahrzehnten gleich außerhalb des engeren Weichbildes der Stadt nicht wenige Villenviertel, und zwar, wegen der Nähe des Tiergartens und später auch wegen der des Grunewaldes, vorzüglich im Westen; allmählich jedoch, sie verdrängend, rückte die Miet- stadt nach, und zwar im Westen wiederum mit vornehmen und teuren Straßen, während der Osten und besonders der Norden den Ärmeren und der unangenehmen Nachbarin, der Industrie, zufielen und die Villen sich ringsum in die Wälder und Felder zurückzogen. Das Zentrum aber, das alte Köllu-Berliu, beginnt allmählich sich zu entvölkern: seine Häuser ver- waudeln sich vom Keller bis zum Speicher in Läden, Magazine, Speditions- und Fabrikräume, die bei Tage vom Menschengetriebe überfüllt sind, während zur Nacht die Besitzer nach der einen, die Arbeiter nach der andern Seite aus ihnen auswandern und nur die Wächter am Orte verbleiben. (3. Verkehrs leben.) Gesteigert wird dieser große Eindruck nnn noch durch die imposanten Mittel des Verkehrs, die sich allenthalben dem Berliner darbieten. Ein starker Verkehr bedeutet hochentwickelte Arbeit, nur ausge- uommeu natürlich der, der an Orten und zu Zeiten stattfindet, da man sich erholt oder Außergewöhnliches vor sich geht; und zu dem Bilde der Bauten von Berlin gehören unbedingt die Anlagen, die seinen Verkehr bewältigen. Wenn in frühester Zeit die Reisenden und die Warenballen entweder auf dem Rücken von Lasttieren herankamen oder auf der Spree, die wohl uoch der bequemste Trausportweg war, dahersuhren, und im Innern der Städte nur selten ein Pferd und kaum jemals ein Wagen sich zeigte, wenn auch iu späteren Jahrhunderten nnr wenige feste Straßen Berlin mit der Außen- welt verbanden, und wer den Gassenschmutz vermeiden wollte, sich der Sänfte bediente, Karossen und Reitpferde aber den Staudespersouen und Offizieren überließ, so dringen jetzt nicht weniger als elf Hauptlinien der Eisenbahn von allen Seiten in die Weltstadt ein, münden in ungeheuren, weitverzweigten Bahnhofsbauten und vermitteln, wie der doppelte Kreislauf des Blutes in nnserm Körper, das ununterbrochene Zu- und Abströmen srischer Kräfte und unermeßlicher Werte aus der ganzen Welt und in sie hinein; und sie werden ergänzt dnrch die zwar immer noch schwerfällige, aber keines- wegs unbedeutende Schiffahrt auf der Spree und den beiden großen Kanälen, dem Landwehr- und dem Schifsahrtkanal, die im Nord- und im Humboldt- Hasen ihre Ruhepunkte hat. Im Innern der Stadt jedoch und für die Verbindung mit den Vororten genügen die Stadt- und die Ringbahnen, die hundert elektrischen Linien und die zehntausend Droschken nun auch nicht mehr, um den Verkehr zu bewältigen, und die Fahrbahnen der wichtigsten Strecken werden verdreifacht, indem man ein Stockwerk über ihnen und kellertief unter der Erde neue Wege eröffnet. Selbst damit ist es noch nicht genug: das Wort, der Gedanke kann längst dnrch Telegraph und Telephon, die Rohrpost und den Briefboten überholend, in Augenblicken feine Wirkung tun und weltbewegend in den Verkehr eingreifen. Die Summe vou Scharf- sinn, Wissen, Geschick, Kapital und Leistung, die in allen diesen Einrichtungen dem Verkehr dient, läßt auch von ihr aus auf deu Umfang der produktiven Arbeit in Berlin schließen, von der der Verkehr ja nur eine Begleit- und Folgeerscheinung ist.

2. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 96

1895 - Leipzig : Hinrichs
96 Holländer. durch den Gebrauch gesetzlich gewordener Mauersteine, denen man ihr Gewicht eingegraben oder aufgeschrieben hat. Man hat überall in Irland Gelegenheit, Reiter zu sehen, die sämtliches Pferdegeschirr aus Stroh für den Augenblick hergestellt haben und noch dazu zu zweien aufsitzen, was man dort eine „Doppelflinte" nennt. Bei dem nicht seltenen Umzüge aus dem Bezirke eines Landlords in den eines anderen sieht man gewöhnlich den ganzen Hausrat auf einen Pony (kleines schottisches Pferd) in der Weise ausgepackt, daß nur noch die Nase und die Füße des Pferdes unter dem Plunder hervorsehen und das Ganze wie eine wandelnde Rumpelkammer erscheint; da mag man unter anderem auch das Butterfaß an einer Seite baumeln sehen, in welchem ein kleiner Ire für die Reise Platz genommen hat. Was hier von der kläglichen Ausstattung des Lebens er- zählt wird, findet in folgenden verbürgten Angaben Bestätigung. Neuntausend und einige Hundert Einwohner dort besaßen im Jahre 1341 nur eine Karre, elf Eggen, eine Uhr, drei Betten, zweiunddreißig Stühle oder Schemel, zwanzig und einige Harken, fünfzig und einige Kochtöpfe, ebenso viel Teller und Tassen, einige Hundert hölzerne und eiserne Eßlöffel. Zudem war für alle dazu gehörigen Kinder nur eine schlechte Schule, für alle nur ein Priester vorhanden. 12. Holländer. Wer nach Holland aus andern deutschen Landen kommt, wenn er die Menschen, ihre Art und ihr Leben sieht, ihre Flüsse, Kanäle, Gräben, Schleusen, Deiche, ihre mächtigen Häfen, Werften, Landstraßen, Städte, die Kühnheit, Nettigkeit, Sauber- keit in allem, steht er still und staunt und wundert sich. Alles dies, dieses reiche Land, diese prächtigen Städte, diese blanken, freundlichen, städtegleichen Dörfer hat der denkende und arbeit- same Mensch geschaffen auf einem Erdgebiete, das er zum Teil erst den Wogen des Meeres abgewonnen. Aber diesen Menschen, wie soll man ihn beschreiben? Etwa wie es der Schwabe oder Thüringer thut? Die nennen ihn klotzig, steif, kalt, pedantisch und förmlich. So ist der Schein,

3. Die Landschaften Europas - S. 200

1900 - Trier : Lintz
200 Das Mündungsgebiet des Rheines, der Maas und der Scheide. sehr viele Windmühlen jedoch anderen Zwecken, besonders auch zum Entwässern des Landes. So hilft der Wind, der die Sturm- fluten des Meeres gegen die Küste peitscht, so dass diese die Deiche zerreissen und das Land zum Meere machen, wieder die Überfülle des Wassers beseitigen und den Boden für die Saaten trocken legan. In der holländischen Bevölkerung fallen uns die grossen, starkgebauten Männer auf. Beim weiblichen Geschlecht haben sich in manchen Gegenden noch die alten Yolkstrachten erhalten. Durch solche zeichnen sich besonders die Bewohner der Inseln Urk und Marken in der Zuidersee aus. Wenn auch der Holländer entsprechend der Natur seines Landes und dem Geiste seiner Geschichte, die so viel von mühe- vollem Kämpfen und Ringen erzählt, von ernstem Wesen ist, so fehlen dem holländischen Volksleben doch auch heitere Züge nicht. Auf allen Volksfesten giebt sich der Holländer der Freude nach Herzenslust hin. Ein ähnliches freudiges Geniessen der Feier- stunden des Lebens finden wir auch bei den Vi amiändern. Bei ihnen sind besonders die Schützenfeste sehr im Schwünge, die meist zusammen mit den Kirmessen gefeiert werden. Vielfach wird noch mit dem Bogen geschossen, den die Schützen mit grosser Kraft und Geschicklichkeit zu handhaben wissen. Die Wal- ionen sind, wie in ihrem ganzen Wesen, so auch im Freuden- ge nusse leidenschaftlicher als die Holländer und Vlamländer. Ein schöner Zug ist an ihnen aber ihre Freude am Gesänge. Selbst die Gesangvereine von Arbeitern bringen es zu Leistungen, die Staunen erregen.

4. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 63

1877 - Langensalza : Beyer
— 63 — Gegenden desselben hatte er Pfalzen oder kaiserliche Schlösser erbaut, nm bei seinen Rundreisen darin Wohnung zu nehmen. Am liebsten aber hielt er sich in seinen Psalzen zu Aachen, Ingelheim am Rhein und Nym-wegen (im jetzigen Holland) aus. Karl sah selbst überall auf das Recht und saß zu Gericht, wohin er kam. In seiner Abwesenheit vertraten Grasen seine Stelle, doch schickte er außerdem noch in jede Provinz jährlich zwei sogenannte Sendboten, welche untersuchen mußten, ob auch die Grafen und Bischöse ihr Amt richtig versahen. Auch hielt er jährlich zwei große Reichsversammlungen ab, wo sich die fränkischen Grafen, Bischöfe und Herren versammeln mußten, um ihm über alles zu berichten, was in den einzelnen Ländern vorsiel. Danach gab er dann die Verordnungen, die er für die passendsten und zweckmäßigsten hielt. Seine Güter standen unter seiner besonderen Aussicht, er ließ sie aus das sorgfältigste verwalten, damit andere Landwirte sich ein Beispiel daran nehmen sollten und auf solche Weise der Ackerbau und die Landwirtschaft gehoben würden. Dörfer und Städte wurden unter Karls des Großen Regierung angelegt und durch Anstrocknung von Sümpfen viel Land für den Ackerbau gewonnen. Auch den Handel und Verkehr suchte er in seinem Reiche zu heben. Er hatte den Plan, die Donau mit dem Rhein und dadurch das schwarze Meer mit der Nordsee durch einen Kanal zu verbinden; aber dieser Plan kam nicht zur Ausführung, erst in nnserem Jahrhundert ist er verwirklicht worden (Ludwigskanal). Anch die Kriegseinrichtnngen des Kaisers und seine mannichsachen Verordnungen gegen Räuber, Trunkenbolde, über das Armenwesen, Priester-und Klosterzucht u. s. w. zeugen von tiefer Einsicht und Klugheit. § 81. Karls Wrivalleöen und Hob. Auch in seinem Privatleben zeigte Karl große Eigenschaften. Er war sehr mäßig im Essen und Trinken, einfach in seiner Kleidung. Dnrch Reiten, Jagen und allerlei andere körperliche Uebungen hatte er seinen hochgewachsenen schönen Körper gegen alle Strapazen abgehärtet. Nie war er müßig, alle Stunden des Tages waren für bestimmte Beschäftigungen eingeteilt, Auf Bildung und Wissenschaft gab er sehr viel. Er selbst sprach geläufig Deutsch und Lateinisch, aber im Alter lernte er anch noch Griechisch und das Schreiben. Um mehr Bildung unter das Volk zu verbreiten, legte er Schulen an. Häufig besuchte er diese Schulen selbst, um sich von den Fortschritten der Knaben zu überzeugen. Da fand er denn einst, daß die Kinder der Vornehmen träger und unfleißiger waren als die der Armen. Da sagte er zu den letzteren: „Ich freue mich, meine lieben Kinder, daß ihr so gut einschlagt, bleibt dabei, zu feiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen." Zn den vornehmen Knaben aber sprach der Kaiser: „Ihr feinen Burschen, die ihr euch so vornehm dünkt, ihr faulen unnützen Buben, ich sage euch, euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten nichts bei mir und ihr habt nichts Gutes zu hoffen, wenn.

5. Vaterländische Geschichte - S. 26

1900 - Berlin : Nicolai
26 mäßig beachtet. Fortgesetzt kümmerte sich der König um die Landwirtschaft. Seine zahlreichen Güter waren Musterwirtschaften. Er förderte Gemüse-, Wein- und Waldbau und machte die Vermehrung der Haustiere zur allgemeinen Pflicht. Die Hebung des Handels und Verkehrs gründete sich auf die Schaffung neuer Verkehrsmittel urtti Handelsbeziehungen. Die Gaugrafen mußten Dämme und Brücken bauen und in gutem Zustande erhalten lassen. In Mainz schlug man eine ansehnliche Brücke über den Rhein. Die Flußläufe wurden zur Erleichterung der Schiffahrt geregelt. Die Anlage eines Schiffahrtskanals zur Verbindung des Rheins und der Donau scheiterte an der Unzulänglichkeit der technischen Hilfsmittel. Zur Erleichterung des Handels richtete man in verschiedenen Städten Warenniederlagen ein und hielt Märkte zum Umtausch der Waren ab. Seme besondere Sorgfalt widmete Karl der Sicherung der verbesserten Handelswege vor Überfall und Plünderung. Auch mit dem Auslande knüpfte erhandels-beziehungen an und schloß Handelsverträge ab. In jener Zeit begann der Tauschhandel sich in deu Geldhandel umzugestalten. Das Münzwesen wurde geordnet. Das Recht, Münzen zu schlagen, stand allein dem Kaiser zu und wurde in den kaiserlichen Pfalzen ausgeübt. Die wichtigste Münze war der Silberpfennig. Erst später wurden Goldmünzen geprägt. Auf den königlichen Gütern (Domänen) fand auch das Handwerk eine Stätte; doch gab es unter den Handwerkern nur Leibeigene. Die Freien beschäftigten sich, solange sie nicht ihrer Fahnenpflicht genügten, ausschließlich mit der Landwirtschaft. Ohne Unterlaß suchte der König auch die Bildung -seines Volkes zu heben. Nach dem damaligen Brauche hatte er sich in seiner Jugend besonders in den Waffen geübt und die Leibesübungen gepflegt. Noch im Mannesalter war er bemüht, die Lücken in seinem Wissen und Kömmt auszufüllen. Unausgesetzt übte er sich im Schreiben. Erst spät erlernte er die griechische Sprache. Ost nahm er zu seinen Studien die Nacht zu Hilfe. Da er den Umgang mit Gelehrten sehr liebte, berief er die weisesten Männer jener Zeit an seinen Hof. — Das aufwachsende Geschlecht sollte zeitig in die Bildungsschätze eingeführt werden; darum wurden au seinem Hofe und in den Klöstern Schulen eingerichtet. Nicht nur die Kinder der Freien, sondern auch die der Hörigen sollten darin unterrichtet werden. Die Hofschule besuchten die Söhne der vornehmsten und der geringsten Beamten. Karl selbst stattete der Anstalt dann und wann einen Besuch ab.*) *) Gedicht: „Wie Karl Schulvisitation hielt" von Gerok.

6. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 53

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 53 reichtum begünstigte die Anlegung von h a n d e l s m ü h l e n , die Mehl, (Braupen, Mohn- und Leinöl liefern. Oer Reichtum an Gerste führte zur Gründung großer Mälzereien und Brauereien, vie reichen Zucker- rübenernten werden in mehreren Zuckerfabriken verarbeitet. Vie ausgedehnte Viehzucht ließ das Kleischergewerbe aufblühen, vie Thüringer Wurstwaren sind durch ihre Güte berühmt und werden weithin versandt. In zahlreichen Gerbereien wird aus Tierhäuten Leder hergestellt. Oas Leder wird in großen Schuhfabriken besonders in Erfurt zu allerhand Stiefel- und Schuhwerk verarbeitet. Eine einzige Schuhfabrik in Erfurt gibt ca. 2000 Personen lohnende Beschäftigung. 4. Handel, vie mannigfachen Erzeugnisse des Lodens und der Industrie haben einen lebhaften Handelsverkehr hervorgerufen. In Buttstädt werden große Viehmärkte abgehalten, vie großen Erfurter Jahrmärkte werden von Kaufleuten und Händlern aus allen Teilen des Reiches besucht. Ganze Wagenladungen von allerhand Gemüse- und Blumenarten werden täglich im Sommer und herbst vom Erfurter Bahnhofe aus nach allen Gegenden veutsch- lands versandt. Ii. Orekehrswege. vie Anlegung bequemer Handelsstraßen wurde durch die Bodenform des Beckens begünstigt, vie niederen Höhenzüge sind dem Verkehr nicht hinderlich. Zwischen ihnen liegen Senken, in denen meist Flüsse dahinfließen. Viese natür- lichen Senken und Flußtäler gestatten überall die Anlage von Straßen und Eisenbahnen. Varum ist das Mitteldecken sehr wegsam. Ein reich verzweigtes Netz guter Landstraßen und Eisenbahnen durchzieht es nach allen Richtungen, vurch den Südrand führt die große Handelsstraße, die den Rhein mit Sachsen verbindet. Ihr folgt die Thüringer Hauptbahn, von Süden nach Norden durch- schneiden die Straße und die Eisenbahn von Erfurt nach Sangerhausen das Lecken. Zwei Straßen und Eisenbahnlinien durchqueren es von Südosten nach Nordwesten: von Erfurt nach Mühlhausen und von Erfurt nach Nordhausen. Iii. vesiedelung. 1. Vie Bewohner sind ihrer Abstammung nach Thüringer. „Einen so kräftigen, schönen Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so liederreich und poetisch — den gibt es sonst nicht im Deutschen Reiche," so urteilte der Herzog Karl August von Weimar über seine Thüringer vor 100 Jahren. So sind sie heute noch, dabei höflich gegen Fremde, häuslich, sparsam und äußerst rührig. Oes Thüringers Haupt- bestreben geht dahin, Grund und Loden zu erwerben. Dabei vergißt er aber die Fröhlich- keit nicht. Ihr gibt er sich besonders am Sonntagnachmittag hin. Gespräche beim Glase Bier, bei einer pfeife Tabak, Kegeln und Skatspiel füllen die Feierstunden aus. Oer Thüringer feiert gern Feste: Sänger-, Turner-, Schützenfeste, Jahrmärkte, Kirmes oder Kirchweih. Alt und jung, reich und arm beteiligt sich daran. Rostbraten und Rostbratwürste dürfen dabei nicht fehlen. Oer Gipfel des festlichen Oorflebens ist die Kirmes. Oa backen die Frauen eine große Menge verschiedener Kuchenarten von an- erkannter Güte. Oa zeigt sich die Thüringer Gastfreundschaft aufs großartigste. Mit den auserlesensten Speisen und Getränken sind die Tische der wohlhabenden Bauern bedeckt. Bei günstiger Witterung wird auf dem Oorfanger getanzt, fluch das Ernte-

7. Die deutsche Kultur - S. 94

1907 - Leipzig : Brandstetter
Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts blieben die Landstraßen trotz ihrer Wichtigkeit für Handel und Verkehr in einem äußerst traurigen Zustand. Zumal diejenigen, die durch vieler Herren Länder führten, waren von höchst mangelhafter Beschaffenheit. Dazu schuf man für den Verkehr noch künstliche Hindernisse durch Erheben eines hohen Wagen- und Lastengeldes. Als die Raubritter überhand nahmen, zerstörten viele Städte die zu ihnen führenden Straßen, um dadurch das Gesindel von ihren Toren fernzuhalten. ;23om Zustande der Straßen und den Unannehmlichkeiten d-es Reifens können wir uns einen Begriff machen, wenn wir die Reiseberichte aus damaliger Zeit lesen. So wird z. B. erzählt: Ein Bürger aus einer süddeutschen Stadt, der im Jahre 1721 nach einem neun Stunden entfernten Ort reisen wollte, ging in Gesellschaft seiner Frau und ihrer Magd am Montagmorgen, nachdem er am Tage zuvor „für glückliche Erledigung vorhabender Reise" eine Messe hatte lesen lassen, aus seiner Vaterstadt ab. Er bediente sich eines zweispännigen, mit Seinen überspannten Wägelchens. Noch bevor er eine Wegstunde zurück-gelegt hatte, blieb das Fuhrwerk im K:ot stecken, so daß die ganze Gesellschaft aussteigen und „bis übers Knie im Dreck pantschend" den Wagen vorwärts schieben mußte. Mitten in dem folgenden Dorfe fuhr der Knecht „mit dem linken Vorderrad unversehens in ein Mistloch, daß das Wägelchen überkippte und die Frau Eheliebste sich Nase und Backen jämmerlich zerschund". Später mußte man drei Pferde Vorspann nehmen, und dennoch brauchte man volle sechs Stunden, um das nächste Dorf zu erreichen, wo übernachtet wurde. Am andern Morgen brachen die Reisenden in aller Frühe auf und gelangten am Mittag glücklich zum nächsten Dorf. Hier aber hatte die Reise einstweilen ein Ende; denn hundert Schritt vom Dorfe fiel der Wagen in eine Pfütze, daß alle „garstig beschmutzt wurden, die Magd die rechte Achsel auseinander brach und der Knecht sich die Hand verstauchte". Zugleich zeigte sich, daß eine Achse gebrochen und das eine Pferd am linken Vorderfuße vollständig gelähmt war. Man mußte also zum zweitenmal unterwegs übernachten, Pferd und Wagen, Knecht und Magd zurücklassen und einen Leiterwagen mieten, auf dem die Reisenden enblich „ganz erbärmlich zusammengeschüttelt" am Mittwochnachmittag am Ziele anlangten, das nur neun gewöhnliche Poststun den entfernt war. (£rst im 18. Jahrhundert würde dem Straßenbau mehr Sorgfalt zugewenbet. In Preußen trat eine Besserung namentlich unter Friedrich dem Großen ein, der den Bau eines ausgebehnten (Straßennetzes in Angriff nehmen ließ. In Sachsen sorgte befonbers August der Starke für gute Straßen. Wesentliche Verkehrserleichterung brachte aber erst die Herstellung von Kunststraßen zu Beginn des 19. Jahr-94

8. Länderkunde von Mittel- und Westeuropa unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Reiches - S. 28

1909 - Breslau : Hirt
40. Das Maastal bei Dinant, vom Crevecoeur-Berge aus gesehen. Eine Kette von reiz- vollen Bildern bietet die Bahnfahrt durch das Maastal. Wo das enge, in das Schiefergebirge einge- schnittene Tal eine kleine Ausbuchtung aufweist, grüßt ein Dörfchen oder Städtchen hervor, aus jeder Felsen- nische eine Fabrik, von der nächsten nur getrennt durch eine steile, mit Buschwerk geschmückte Bergwand. Hin und wieder im Flusse üppig grüne Inseln, an den Ufern der Schienenweg und herdenbelebte Weideflächen. 4l. Nizza an der französisch enriviera, vom Montboron im Ost ender Stadt aus gesehen. Zu den anmutigsten und vornehmsten Städten der französischen Riviera gehört die einst italienische „Blumen- stadt" Nizza, die seit ihrer Zugehörigkeit zu Frankreich einen außerordentlichen Aufschwung genommen hat und der Lieblingsaufenthalt zahlreicher Kurgäste aus allen Ländern im Winter und im zeitigen Frühjahr ist. V

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 476

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
476 Zustände im deutschen Reich um die Mitte des 18. Jahrhunderts. gewebe aus Westfalen, Leinwand und Schleier aus Schlesien nach England, Frankreich, Spanien, Portugal und in die Niederlassungen über See, deren Erzeugnisse wieder in Deutschland den größten Markt hatten. In Hamburg und in den rheinischen Städten blühte der Großhandel auf, ebenso in den Grenzländern gegen Polen. Waren und Reisende fuhren die Donau stromab in rohen Holzkähnen, in Breslau tauschten Händler von Warschau und Nowgorod ihre Waren gegen abendländische aus. — Das Reisen war noch sehr beschwerlich und umständlich. Die gewöhnliche Landpost war ein sehr langsames, unbehülfliches Beförderungsmittel, ihr Schneckengang war noch fünfzig Jahre später berüchtigt; Kunststraßen gab es nirgends in Deutschland, erst uach dem siebenjährigen Kriege wurden die ersten Chausseen gebaut. Wer bequem reisen wollte, nahm Extrapost; zu weiten Reisen wurden eigens Wagen gekauft und am Ende der Reise wieder verkauft. Wer nicht so wohlhabend war, suchte einen zurückfahrenden Wagen zu benutzen, solche Reisegelegenheiten wurden mehrere Tage vorher in den Zeitungen angekündigt. War zwischen zwei Orten starke Verbindung, so gingen außer der gewöhnlichen Post und einer schnelleren Postkutsche auch staatlich genehmigte Landkutschen an bestimmten Tagen. Diese vermittelten vorzugsweise den Personenverkehr des Volkes. Man reiste auch mit der besten Fuhre sehr langsam. Fünf Meilen den Tag, zwei Stunden die Meile, war die gewöhnliche Fahrzeit. Eine Entfernung von zwanzig Meilen war zu Wagen nicht unter drei Tagen zu durchmessen, in der Regel wurden vier dazu gebraucht. Waren aber die Landstraßen grade schlecht, was in der Regenzeit des Frühlings und Herbstes regelmäßig eintrat, so vermied man die Reise, betrachtete die unvermeidliche als ein Wagnis, bei dem es ohne schmerzliche Abenteuer selten abging. So war die Reise ein wohl zu überlegendes Unternehmen, welches schwerlich ohne längere Vorbereitungen durchgeführt wurde. Nur in den größeren Handelsstädten sind die Gasthöfe modisch eingerichtet gewesen, Leipzig war deswegen berühmt. Gern kehrte man bei Bekannten ein, um billiger reisen zu können. Wer irgend Ansprüche machte, scheute eine Fußreise wegen der Unsicherheit der Wege, der unsaubern Herbergen und roher Begegnung; wohlgekleidete Fußreisende, unsern heutigen Touristen entsprechend, waren ganz unerhört. Der Reisende wurde reichlich mit warmen Kleidern, Empfehlungsbriefen, kalter Küche und klugen Regeln ausgestattet, aber er wurde dafür mit Aufträgen aller Art belastet: Mt Eintreiben von Schuldforderungen, Anwerben eines Hauslehrers,

10. Vaterländische Geschichte - S. 26

1898 - Berlin : Nicolai
26 mäßig beachtet. -Fortgesetzt kümmerte sich der König um die Landwirtschaft. Seine zahlreichen Güter waren Musterwirtschaften. Er förderte Gemüse-, Wein- und Waldbau und machte die Vermehrung der Haustiere zur allgemeinen Pflicht. Die Hebung des Handels und Verkehrs gründete sich auf die Schaffung neuer Verkehrsmittel undhandelsbeziehungen. Diegaugrafeu mußten Dämme und Brücken bauen und in gutem Zustande erhalten lassen. In Mainz schlug man eine ansehnliche Brücke über den Rhein. Die Flußläufe wurden zur Erleichterung der Schiffahrt geregelt. Die Anlage eines Schiffahrtskanals zur Verbindung des Rheins und der Donau scheiterte an der Unzulänglichkeit der technischen Hilfsmittel. Zur Erleichterung des Handels richtete man in verschiedenen Städten Warenniederlagen ein und hielt Märkte zum Umtausch der Waren ab. Seine besondere Sorgfalt widmete Karl der Sicherung der verbesserten Handelswege vor Überfall und Plünderung. Auch mit dem Auslande knüpfte erhandels-beziehungen an und schloß Handelsverträge ab. In jener Zeit begann der Tauschhandel sich in den Geldhandel umzugestalten. Das Münzwesen wurde geordnet. Das Recht, Münzen zu schlagen, stand allein dem Kaiser zu und wurde in den kaiserlichen Pfalzen ausgeübt. Die wichtigste Münze war der Silberpfennig. Erst später wurden Goldmünzen geprägt. Auf den königlichen Gütern (Domänen) fand auch das Handwerk eine Stätte; doch gab es unter den Handwerkern nur Leibeigene. Die Freien beschäftigten sich, solange sie nicht ihrer Fahnenpflicht genügten, ausschließlich mit der Landwirtschaft. Ohne Unterlaß suchte der König auch die Bildung seines Volkes zu heben. Nach dem damaligen Brauche hatte er sich in seiner Jugend besonders in den Waffen geübt und die Leibesübungen gepflegt. Noch im Mannesalter war er bemüht, die Lücken in seinem Wissen und Können auszufüllen. Unausgesetzt übte er sich im Schreiben. Erst spät erlernte er die griechische Sprache. Oft nahm er zu seinen Studien die Nacht zu Hilfe. Da er den Umgang mit Gelehrten sehr liebte, berief er die weisesten Männer jener Zeit an seinen Hof. — Das aufwachsende Geschlecht sollte zeitig in die Bildungsschätze eingeführt werden; darum wurden an seinem Hofe und in den Klöstern Schulen eingerichtet. Nicht nur die Kinder der Freien, sondern auch diejenigen derhörigen sollten in denselben unterrichtet werden. Diehof-schule besuchten die Söhne der vornehmsten und der geringsten Beamten. Karl selbst stattete der Anstalt dann und wann einen Besuch ab.*) *) Gedicht: „Wie Karl Schulvisitation hielt" von Gerock.
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